Mundartkreis

Mundartkreis

Unser Gründer:

"Paurisch geredt" lautet der Titel des ersten Gedichtes in Band I der "Bunten Reigl" unseres unvergessenen Mundartdichters Heinz Kleinert (1927-2003), der den Gablonzer Mundartkreis 1984 gegründet hatte. Und besser als in diesem Gedicht kann man den Zweck unserer Gruppe eigentlich nicht zusammenfassen:

Heinz Kleinert
Heinz Kleinert (1927 - 2003)

Paurisch geredt

von Heinz Kleinert

Kuck ock amoul ei de Walt,
ach, wie ville Sprouchn findst de,
doch de paurische ös halt
noch för mich de ollrschinnste.

Wos ich denke, wos ich rejme,
paurisch breng ich s ömmr o.
S ös a Stöckl vu drhejme
und dou hängt mr abn dro.

Wenn de Mundort mit dr Zeit
ou vrschwindt, tut ock ne traurn,
noche ös jo ne su weit,
alsdann loßt uns wettr paurn.

Paurisch, dos ös ungeschminkt
und dos kon a jedes deutn,
wal kej Folsch ne mitteklingt,
wenn mr redn tut mi n Leutn.

Paurisch, dos ös doch bestömmt
Karn und kejne leere Schole,
wal dr sch su vun Harzn kömmt
wie a Wossr aus n Quole.
Nu, und willst de amoul glei
enn de Wuhrhejt gröndlich liehrn,
pfeif s n röchtich paurisch nei,
du, dos word a schun kapiern.

Wenn mr obr ennr soht,
s wär ne noubl, unsr Paurn,
und schun gor ne för de Stodt,
du, dan kon ich ock bedaurn.

Wos de Aldrn uns geliehrt,
wos gewachsn oll die Juhre,
wos bös o de Worzln fiehrt,
mir ös s noubl wie zuvure.

Und dos ejne soh ich nu
und ich soh s ou glej enn jedn:
Sulange ich noch labn tu,
war ich ou noch paurisch redn.

Denn su gruß ös unse Walt
und su ville Sprouchn findst de,
doch de paurische ös halt
ömmr noch de ollrschinnste.


Unser Motto:

Der Gablonzer Mundartkreis hat sich die Pflege der Isergebirgsmundart, des Paurischen, auf die Fahne geschrieben. Wir sind kein eingetragener Verein, haben keine Satzung und erheben keine Beiträge - wir wollen nur einfach wenigstens einmal im Monat "Paurisch geredt" haben. Jeden letzten Mittwoch im Monat um 16 Uhr trifft sich unsere Gruppe im Sonnenhof Mauerstetten, nachdem unsere frühere Bleibe (das Isergebirgs-Stüble des Restaurants Mythos, früher Restaurant "Wahr­heit" und im Volksmund "Lügenschenke" genannt) nunmehr ein indisches Restaurant ist.

Die Teilnehmer erzählen auf Paurisch etwas zum vorher in der Tagespresse bekannt gegebenen Thema oder lesen ein passendes Stückl aus der Mundartliteratur vor. Auch wechseln sich Mit­glie­der des Mundart­kreises beim Schreiben der alle 14 Tage in der Allgäuer Zeitung erscheinenden Mundart­glosse "Nej su wos" ab.

Themenbeispiele:
• Tanzn larn • Friehlingsblieml • Etze giehn mr ei de Barge • Kindr hittn • Troumurlaub • Hötzefrei • Ei de Hejdlbeern und ei de Pölze giehn • Trejme • A vrkorkstes Assn • Ei ar Chröstmette.

Alle an unserer Mundart Interessierten sind zum Zuhören und/oder Mitmachen herzlich eingeladen. 


Kontakt zum Gablonzer Mundartkreis:

Ingrid Zasche
ingrid.zasche@wir-noppern.de

Das Paurische Mundart-Wörterbuch

Es ist wieder zu haben!

Zweite Auflage des Paurischen Wörterbuchs, erschienen im August 2017

Paurisch Wörterbuch

Kaufbeuren-Neugablonz - Mitte November 2013 hatte der 1984 von dem beliebten Mundartdichter Heinz Kleinert gegründete Gablonzer Mundartkreis das Nachschlagewerk "PAURISCH - Wörterbuch der Gablonzer Mundart" vorgestellt. Eine Untergruppe des Mundartkreises hatte unter der Federführung von Dr. Hans-Joachim Hübner und Kurt Fischer rund 4 Jahre lang daran gearbeitet. Schon knapp ein Vierteljahr später war das Buch völlig vergriffen, antiquarisch wurden vereinzelte Exemplare Mitte 2017 inzwischen für rund 50 bis über 100 Euro angeboten.

Deshalb hat der Gablonzer Mundartkreis eine „Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage“ herausgebracht. Das Wörterbuch enthält über 8000 Stichworte mit vielen Anwen­dungsbeispielen, dazu eine Fülle von Redewendungen und Sprichwörtern sowie eine Liste der ausgewerteten Mundart­literatur und der dort vorkommenden Orts- und Flurnamen. Eine detaillierte Einführung in Rechtschreibung und Grammatik trägt zusätzlich zum besseren Verständnis der Mundart bei. In der zweiten Auflage wurde eine Reihe von Ausdrücken, Redensarten und Flurnamen ergänzt und ein paar Druckfehler wurden ausgemerzt. Dennoch erhebt das Paurische Wörterbuch auch mit der zweiten Auflage noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Im „Klappentext“ heißt es: „Paurisch, ein mit dem Lausitzischen und dem Schlesischen verwandter ostmitteldeutscher Dialekt, war einst die Sprache von nahezu 100.000 Menschen in Stadt und Landkreis Gablonz mit der weltbekannten Glas- und Schmuckwarenindustrie. Durch die Vertreibung der Sudetendeutschen 1945/46 wurden die Gablonzer in alle Winde zerstreut. An mehreren Orten in Deutschland und Österreich fanden sie wieder zusammen, unter anderem im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz. In ihrer neuen Heimat half die Besinnung auf den eigenen Dialekt den Vertriebenen bei der Bewahrung ihrer Identität.“

Allerdings war das Paurische (=Bäurische) mit seinen oftmals derben und vulgären Ausdrücken schon bei den städtischen Gablonzern gar nicht so sehr hoch angesehen. "Du sollst doch schön sprechen", hieß es häufig, wenn ein Kind zu Hause pauerte. Zwar entstand über die Jahre eine umfangreiche Mundartliteratur und viele Veranstaltungen standen auch in der neuen Heimat im Zeichen der Dialektpflege. Das moderne Leben und das Bestreben vieler städtischen Gablonzer, die "unfeine" Mundart abzulegen, führten jedoch dazu, dass heute nur noch ein verhältnismäßig kleiner Kreis von Menschen - vorwiegend die ältere Generation - im Alltag Paurisch spricht. Viele jüngere Menschen bedauern das inzwischen, zumal Mundart von Nord bis Süd jetzt ganz allgemein wieder im Trend liegt: Platt und Kölsch, Hessisch, Bayrisch, Schwäbisch und sogar Sächsisch, um nur einige zu nennen, und - obwohl regional begrenzt - auch das Paurische. Die alle zwei Wochen in der Kaufbeurer Tageszeitung erscheinende Mundartglosse "Nej su wos" wird dem Vernehmen nach nicht nur von den Neugablonzern, sondern auch von vielen Allgäuern gerne gelesen. Das und die seit dem ersten Erscheinen stetige Nachfrage ließen darauf schließen, dass für das Wörterbuch nach wie vor ein gewisser Bedarf besteht. Die zweite Auflage ist überall im Buchhandel erhältlich.

296 Seiten, Hardcover, Format 23,5 x 16,5 cm, 2. Auflage August 2017, Wißner-Verlag Augsburg, ISBN-13: 9783957861283, ISBN-10: 3957861284, Preis 14,80 €


 

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